Der technologische Wandel des 21. Jahrhunderts zieht sich durch alle Facetten unserer Gesellschaft. Auch die Finanzindustrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten fundamental durch Innovationen im finanz-technologischen Bereich verändert. Finanztechnologie, kurz Fintech, ist durch mehrere Entwicklungsstufen gegangen und jeder, der Finanzdienstleistungen nutzt, muss sich hierauf einstellen.
Dies betrifft uns alle, da Fintech sowohl für tägliche Transaktionen des Einzelnen beim Supermarkt wichtig ist als auch für Finanzgeschäfte großer Firmen und für Aktivitäten auf den Finanzmärkten.
Was versteht man unter Fintech?
Im Generellen kann jede technologiebasierte Erneuerung in der Finanzindustrie als Fintech bezeichnet werden. So lässt sich beispielsweise bereits die Einführung von Bankautomaten als Fintech klassifizieren. Um ein erstes Gefühl für das Potential der finanztechnologischen Innovation zu erhalten, lohnt es sich die Entwicklung der Anzahl der Bankautomaten über den Zeitraum der letzten rund 50 Jahre zu betrachten. In Deutschland wurde der erste Geldautomat von der Kreissparkasse Tübingen am 27. Mai 1968 in Betrieb genommen. Dieser konnte damals lediglich von ca. 1000 solventen Kunden genutzt werden. Ende 2020, 52 Jahre in der Zukunft konnten laut Statista 61.126 Geldautomaten von deutschen Zahlungsdienstleistern gezählt werden, welche von Millionen Menschen täglich genutzt werden.
Manche Historiker datieren Fintech sogar bis auf das Jahr 1950 zurück. Hier wurden die ersten Kreditkarten eingeführt. Was heutzutage absoluter Standard ist, stellte damals einen gewaltigen Unterschied in dem Alltag der Menschen dar. Die historische Entwicklung von Fintech wird auf der e-Zigurat Webseite genauestens analysiert.
Sind Echtzeit-Zahlungen der neue Ersatz für Bargeld?
Heutzutage sind die Erwartungen und Ansprüche bei Unternehmen und Verbrauchern gestiegen. Wir leben in einer geschäftigen und vernetzten 24/7 Welt und auch die Art wie wir Geld verwalten und nutzen, verändert sich. Nicht nur die Krypto-Branche hat auf diese Entwicklungen reagiert, sondern auch die Fintech-Industrie. Im Jahr 2021 gab es sehr viel Aktivität in der Zahlungsverkehrsbranche. Dazu gehörten massive Finanzierungsrunden und eine Vielzahl an öffentlichen Debüts samt Börsengängen und direkter Listings. Darunter fallen beispielsweise die Firmen Wise, Paysafe, Affirm und Flywire.
Corona-Pandemie als Katalysator für Fintech
Durch die weltweite Corona-Pandemie kam es zu neuen Herausforderungen durch betriebliche Veränderungen (starkes E-Commerce-Wachstum, schnelleres Fulfillment), sowie veränderte Kundenanforderungen wie kontaktlose Zahlungen. Letztendlich müssen die Händler agil reagieren und die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens optimieren.
Steigende Investitionen in die Modernisierung der Zahlungsinfrastruktur
Mit den Fortschritten in den Kommunikationstechnologien drängen immer mehr junge Fintech Start-Ups auf den Markt, mit Gründern aus der Tech-Szene, die versuchen durch eine höhere Adaptionsfähigkeit ihres Geschäftsmodells, den etablierten Firmen den Rang abzulaufen. Die Frage ist also, wie sich die Fintech-Industrie in den letzten Jahren des digitalen Wandels weiterentwickeln konnte und wie sich dies auf die Firmen, ihre Geschäftsmodelle und letztendlich die Endverbraucher auswirkt.
Veränderung des Zahlungsverkehrs
Diese Fintech Innovation, wie viele andere auch konnte also flächendeckend implementiert werden und die Nutzung von Zahlungsdienstleistungen von Grund auf verändern und verbessern. Es geht hierbei allem voran um die effiziente Gestaltung von Finanzdienstleistungen zur Optimierung der Nutzerfreundlichkeit und somit gegebenenfalls eine höhere Nutzfrequenz als Konsequenz. Außerdem sollten die Kosten reduziert werden und die erzielten Gewinne sollten möglichst profitabel reinvestiert werden.
Soweit also ein praktisches Beispiel einer allzu bekannten, alltäglich genutzten, Fintech Innovation. Fintech als Oberbegriff jedoch stammt hauptsächlich von den disruptiven Technologien, welche aus der Blütezeit des Silicon Valleys stammen und die Finanzindustrie von Grund auf erneuern konnte. Einer dieser Fintech Start-Ups ist zum Beispiel das weltbekannte Unternehmen PayPal. PayPal ist das erste Unternehmen, welches es zu beachtlicher Größe geschafft hat und von Beginn an ein auf Fintech basierendes Geschäftsmodell nutzt.
PayPal – Ein Pionier der Fintech Industrie
Das große Problem, welches sich für ein neues Fintech Start-Up wie PayPal ergab, war es Nutzer von so etablierten Zahlungsdienstleistern wie Visa und MasterCard abzuwerben. Ein Fokus von PayPal lag auf Zahlungen im Onlinehandel für Nutzer, die Schwierigkeiten bei der Verifizierung per Kreditkarte hatten. Diese konnten nun PayPal nutzen, um ihre Geschäfte schnell und bequem online abzuwickeln. Viele von ihnen bevorzugten es auch, dass man durch PayPal vermeiden konnte, seine Kreditkartenangaben direkt mit den Verkäufern teilen zu müssen.
PayPals damaliger Erfolg als Innovator
Illustrierend für PayPals Innovationen im Fintech Bereich war die Eröffnung von Zahlungsmöglichkeiten im Internet für Leute, die lediglich ein Girokonto besitzen. Man kann dieses mit PayPal verknüpfen und so auch ohne Kreditkarte online bezahlen. Dies war zu der Zeit als WhatsApp mit einem kostenpflichtigen jährlichen Abo Angebot für 1 Euro experimentierte für viele junge Leute, die keine Kreditkarte besaßen, ein Anreiz sich ein PayPal Konto einzurichten. Da PayPal die Schnittstelle zwischen Girokonto und Onlinezahlung schaffen konnte.
Letztendlich ermöglicht PayPal es seinen Nutzern, online Finanztransaktionen mit Hilfe von elektronischen Geldtransfers abzuwickeln. Hierbei können Zahlungen gesendet und empfangen werden, auf online Marktplätzen eingekauft werden und Spendengelder gesammelt werden. Heutzutage wird daran gearbeitet auch Krypto-Währungen flächendeckend in das PayPalZahlungssystem zu integrieren
Innovationen prägen die Fintech-Branche
In der Fintech-Branche folgt jedoch naturgemäß Innovation auf Innovation. So wie PayPal damals Visa und MasterCard durch Innovation und Ausschöpfung an neuen Möglichkeiten den Rang zumindest online zu einem erheblichen Grad ablaufen konnte, so drängen auch andere Fintech basierte Unternehmen auf den Markt. Block (bis 10. Dez. 2021 Square), handelbar via NYSE, ist ein weiterer disruptiver Fintech Anbieter, welcher jedoch anders als PayPal, mit hoher Wahrscheinlichkeit, langfristig sogar noch tiefgreifender den Finanzmarkt aufmischen möchte. Der neue Name Block ist eine Ableitung auf „Blockchain“ und deutet den zunehmenden Bezug des Unternehmens zu Kryptowährungen an.
PayPal – der taumelnde Riese
PayPal benötigt noch immer einen etablierten Finanzdienstleister. Das Geschäftsmodell baut somit auf einem etablierten System auf und nutzt deren Infrastruktur. Dagegen versucht Block durch die Cash App auch hiervon unabhängig zu werden. Derzeit ist dies noch nicht komplett möglich, doch das Geschäftsmodell von Block lässt das Potential offen den „middleman“, sprich die traditionellen Finanzinstitutionen wie Visa oder MasterCard, komplett außen vor zu lassen und den gesamten Zahlungsablauf zu integrieren. Dies birgt die Möglichkeit die Finanzindustrie massiv zu verändern, die Kosten zu drücken und Übersicht sowie Kontrolle über den gesamten Zahlungskreislauf zu behalten. Block und PayPal sind jedoch keine direkten Wettbewerber, sondern verfolgen voneinander abweichende Ziele, mit unterschiedlichen Strategien.
Fintech Nachhaltigkeit durch Cloud
Ein weiteres Potential für Fintech liegt darin, dass neuere Technologien meist auch energieeffizienter arbeiten als die Vorgänger. Bereits minimale Prozentsätze an Einsparungen skalieren sich schnell in die Höhe. Allen voran die Cloud bietet die Möglichkeit für Fintech Unternehmen nachhaltiger zu wirtschaften. Dies geschieht durch eine Zentralisierung der Hardware, von eigener Hardware vor Ort, auf die Cloud. Auch bei den Aktienkursen der Fintech Unternehmen wird sich dies gegebenenfalls widerspiegeln können, da mit den Einsparungen an Ressourcen öffentlichkeitswirksam geworben werden kann.
Künstliche Intelligenz in Fintech
Die Fintech Industrie basiert per Definition auf den neuesten Technologien. Allen voran künstliche Intelligenz wird den Sektor stark beeinflussen und dies bereits jetzt wie PCN vermerkt. Automatisierte Kreditwürdigkeitsprüfungen, Chatbots und Vermögensverwaltungs-Systeme zählen zu den vielen Innovationen und Fortschritten, die sich in den Finanzsektor drängen. Vor allem im Verifizierungsbereich wird es durch künstliche Intelligenz Veränderungen geben. Nutzer der Zahlungsdienstleistungen werden sich bei Neuanmeldungen durch beispielsweise Gesichtserkennung immer leichter verifizieren können. Mit weniger Kosten für Kunden, sowie für das Unternehmen.
ARKF, der Fintech ETF
Ein weiterer Player im Fintech Aktienmarkt ist ARKF ein aktiv verwalteter Exchange Traded Fund (ETF). Dieser strebt ein langfristiges Kapitalwachstum an. Das wesentliche Anlageziel ist eine Mindestinvestition von 80% des Vermögens durch Fintech Aktien. Die Fintech Aktienwerte in die investiert werden sind dabei in- und ausländisch.
Der Fond klassifiziert ein Unternehmen als Fintech, wenn das Geschäftsmodell hauptsächlich auf Fintech-Innovation beruht. Laut ARK Invest, gibt es keine Shareholder Gebühren. Lediglich eine jährliche Management Gebühr von 0.75% wird fällig. Der ARKF Markt Preis stieg im letzten Jahr um knapp 25%. Im Generellen gilt der ARKF ETF als einer der gefragtesten Fintech ETFs. Eine nähere Betrachtung, wenn man eine Investition in Fintech Unternehmen plant, lohnt sich also.
Fintech-Aktien – Kurseinbruch von Block und PayPal als Einstiegsmöglichkeit nutzen?
Sollten Sie daran denken, in eine Fintech Aktie zu investieren, so ist bei der Betrachtung dieser beiden Firmen zu beachten, dass PayPal mittlerweile eine etablierte Firma ist, die sich auf langfristige Etablierung und eine geregelte Vergrößerung fokussiert, derzeit vor allem durch strategische Akquisitionen. Die PayPal Aktie ist nach der Rallye und dem Höchststand im Juli 2020 stark gefallen und mittlerweile liegt mittlerweile bei ungefähr 100 Dollar (Ende Februar 2022). Dies sind etwa 65% Rückgang. Für langfristige Anleger könnte das Wertpapier eine interessante Möglichkeit darstellen.
Durch die Tech-Korrektur gibt es auch bei der Block Aktie einen ähnlich starken Kurseinfall zu verzeichnen. Block könnte potenziell ein wichtiger Disruptor werden, welcher bei dem Erreichen von seinen Zielen den Finanzsektor fundamental verändern kann.
Grundsätzlich ist weiterhin von einem fortschreitenden Übergang von physischen zu kontaktlosten und digitalen Zahlungen und einer steigenden Akzeptanz des E-Commerce auszugehen.
Fazit
Alles in allem scheinen wir auf eine bargeldlose Zukunft zuzusteuern. Die Corona-Pandemie hat die Modernisierung der Zahlungsinfrastruktur beschleunigt und einen stärkeren Fokus auf die neuen Kundenanforderungen gelegt. Um in dem umkämpften Markt der Zahlungsdienstleister erfolgreich zu sein, sollten die Zahlungsabwickler die Händler überzeugen, dass sie das Kundenerlebnis weiter optimieren, Wachstum fördern und eine betriebliche Effizienz schaffen.
Um dies zu ermöglichen sind Fintech Unternehmen essenziell. Sie werden die Infrastruktur bereitstellen, verändern und diese für Kunden tagtäglich zugänglich machen. Hierbei müssen sie die sehr empfindlichen Sicherheitsstandards erfüllen und gleichzeitig eine fortschreitende Regulierung beachten.
Aktien im Fintech Bereich bieten immense Chancen, da die Onlinezahlungen immer weiter zunehmen und die derzeitigen Preise nach dem Kursrückgang eine bessere Einstiegsmöglichkeit darstellen. Allerdings ist der Markt umkämpft und es gibt viel Konkurrenz durch zahlreiche neue Firmen in dem Sektor. Auch für die etablierten Firmen wie PayPal sind kontinuierliche Innovationen notwendig, um weiterhin erfolgreich zu sein.
Die PayPal Aktie ist seit dem Allzeithoch von 310,16 Dollar im Juli 2020 etwa 65% gesunken. Daher könnte dies derzeit eine interessante Einstiegsmöglichkeit darstellen.
Der technologische Wandel vollzieht sich auch durch die Corona-Pandemie bedingt, schneller als jemals zuvor und eine wichtige Möglichkeit für Finanzdienstleister wettbewerbsfähig zu bleiben bietet Fintech.